Toblerone
Dienstag, 5. Juli 2016

That de-escalated quickly…

Ich hatte eigentlich noch einen Artikel vom t3n-Magazin auf Halde, wo die dortigen Macherinnen über ihre Erfahrungen in den ersten 30 Tagen mit Facebooks Instant Articles berichten, da ist schon wieder alles ganz anders, hinfällig quasi Hilfsausdruck.

Am 29. Juni hat der »Vizepräsident fürs Produktmanagement« bei Facebook bekanntgegeben, dass der »News-Feed-Algorithmus« vermehrt und öfters Beiträge von Freundinnen und Familienmitgliedern anzeigen soll.

Zwischen den Zeilen heißt das: es soll weniger von den »seriösen« Nachrichtenmagazinen (lies: Instant Articles) in unseren Timelines geben.

Die Benutzerinnen haben gesprochen, die Nachrichten verloren.

Nach den nicht geringen Anstrengungen seitens Facebook, Verlegerinnen dazu zu bringen, ihre Inhalte in speziellem Format gleich direkt beim sozialen Netzwerk ihres Vertrauens abzuliefern (count me in), sowie der übergroßen Zuneigung der Verlegerinnen zu Facebook – im Gegensatz zu Google –, genau dies auch mit Hingabe, Hoffnung und viel Hype zu tun (einer Kombination, die nach einem einfacheren Begriff geradezu schreit; wie wäre es mit Verzweiflung?), jetzt also die Kehrtwende: eh schon zu viel Rauschen im sozialen Newsfeed, weg mit dem lästigen Qualitätsjournalismus…

Ich weiß nicht, wie groß der Katzenjammer in den Verlagshäusern jetzt wieder ist, aber der Buzzfeed-Artikel bietet eine Menge Einblicke, von denen ich keinen Schimmer hatte:

  • Statt über die Proteste in Ferguson zu informieren, zeigte FB eher noch ein paar Videos zur »Ice Bucket Challenge« an.
  • Das rührt u.a. daher, dass ohne Interaktion mit den entsprechenden Nachrichten-Posts (»teile und herze«) die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass diese sich auch im sozialen Graphen verbreiten.
  • Was, nur so nebenbei, bedeutet, dass viele der auf diese Weise sozial Vernetzten genau solche Nachrichten einfach gar nicht sehen wollen!

Als Gegenstrategie verpacken findige Menschen aktuelle Nachrichten einfach in einem geänderten Beziehungsstatus – eine beeindruckende Leistung von »social hacking«, die hier dem pedantischen Algorithmus wieder etwas subversive Würde abtrotzt.

Was bleibt nun von Instant Articles, außer einem faden Nachgeschmack?

  • In sozialen Netzwerken kommunizieren Menschen untereinander.
  • Der Journalismus hat wieder eine Antwort weniger auf die geänderten Kommunikationsbedingungen.
  • Antville hat wieder ein unnötiges Feature mehr.
  • Antville-Bewohner StefanL hat es geahnt.
  • Selbstverständlich bleibt diese Thematik weiter zu beobachten.
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